Das Alte Hüttenareal in Neunkirchen ist Teil des Fördergebietes des Naturschutzgroßvorhabens LIK.NORD. Es teilt sich in den nördlichen Teil, welcher einen Park mit Spazierwegen darstellt. Hier werden die Wiesenflächen zwar nur selten gemäht und nicht gedüngt, naturschutzfachlich wertvoller ist jedoch der südliche Teil.

Übersichtskarte Altes Hüttenareal (Luftbildquelle ZORA)

Hier ist das ehemalige Kokereigelände, welches vielen seltenen Pionierarten Lebensraum bietet bzw. wieder bietet. Die Rohbodenstandorte waren nämlich seit Sanierung der Fläche stark zugewachsen. Vor allem breiten sich invasive Neophyten aus, wie z.B. die Kanadische Goldrute, der Japanknöterich, die Lupine oder als Baum die Robinie. Umso weiter die Fläche verbuscht, umso mehr werden die gewünschten seltenen Tier- und Pflanzenarten verdrängt. Diese kamen ursprünglich an ebenfalls offenen Standorten vor, wie sie etwa in natürlichen Wildflussauen durch Hochwässer entstanden, die Rohböden schufen und  Sand- und Kiesablagerungen mit sich brachten. Da solche Standorte in unserer heutigen Kulturlandschaft praktisch nicht mehr zu finden sind, mussten diese spezialisierten Arten in Sekundärlebensräume ausweichen. Im Saarland sind hier die Folgeflächen der ehemaligen Montanindustrie als wichtigstes solches Sekundärhabitat zu nennen. Daher wollen wir diese mageren, offenen Standorte erhalten und pflegen! Beispiele für schützenswerte Arten der Bergbaufolgelandschaften sind die Gelbbauchunke und die Zauneidechse. Beide sind rechtlich streng geschützt und im Saarland laut Roter Liste stark in ihren Beständen gefährdet.

Um den südlichen Teil des Alten Hüttenareals nochmals zu öffnen und vor der kompletten Verbuschung zu bewahren, bevor die Restbestände der seltenen Arten verdrängt werden würden, etablierte unser Zweckverband letzten Winter eine Beweidung mit Schafen. Hierfür fand sich ein geeigneter Bewirtschafter aus einem Nachbarort. Ein stationärer Elektrozaun wurde gebaut und bereits nach einer Beweidungsperiode haben die Schafe die gezäunte Fläche stark geöffnet. Als Glücksfall erwies es sich, dass die Tiere einerseits sowohl Japanknöterich, Goldruten und Lupinen fressen, andererseits Heidenelken und Orchideen (Pyramiden-Spitzorchis) verschmähen.

In den Jahren zuvor konnten Zauneidechsen nur noch in den Randbereichen nachgewiesen werden, dieses Jahr fanden sich viele diesjährige Individuen auf der geöffneten Fläche, es kam also zu einer erfolgreichen Reproduktion.

Schafweide mit Heidekraut (Foto: Norman Wagner)

Nicht in die Beweidung einbezogen wurde ein sehr magerer Standort, welcher mit Bergematerial abgedeckt wurde. Hier wächst z.B. viel Feldthymian, es kommen hier die ebenfalls streng geschützten Mauereidechsen vor und vermehren sich hier auch erfolgreich. Ebenso seltene Heuschrecken wie etwa die Westliche Beißschrecke, ebenfalls eine Art die natürlicherweise nur an steinigen Südhängen oder Dünen vorkommt. Weitere interessante Arten sind die Wespenspinne und die Gottesanbeterin.

In und außerhalb der Weidefläche finden sich eine Reihe angelegter Gewässer, welche jedoch entweder schon stark zugewachsen sind und vor allem von Teichfröschen besiedelt wurden, starke Konkurrenten für etwa die Gelbbauchunke.

Eines der bereits stark zugewachsenen Bestandsgewässer, welches von Teichfröschen und verschiedenen Libellenarten besiedelt wird (Foto: Norman Wagner)

Neben dem Beweidungsprojekt wurden im vergangenen Winter daher drei neue Gewässer angelegt, welche periodisch austrocknen, jedoch lange genug Wasser halten, damit sich Amphibienlarven darin entwickeln können. Solche Pioniergewässer braucht die Gelbbauchunke und es fand sich auch direkt ein zugewandertes Tier. Wir hoffen, dass sich im Alten Hüttenareal wieder eine stabile Population entwickeln wird.

Eines der neu angelegten Amphibiengewässer (Foto: Norman Wagner)

Die Arbeiten wurden von der Firma Jens Backes ausgeführt und über den Naturschutzfonds des Landesbetriebs für Straßenbau bei der Naturlandstiftung finanziert. Diesen Winter sind weitere Arbeiten geplant, vor allem sollen größere Bestände der Robinie entfernt werden, weil diese nicht von den Schafen verbissen wird und das Potenzial hat, große Offenlandflächen letztlich in einen Robinien-Wald umzuwandeln. Dadurch, dass die Robinie über eine Symbiose mit Knöllchenbakterien an ihren Wurzeln Luftstickstoff im Boden zu fixieren, trägt sie zudem aktiv bei der Nährstoffanreicherung bei, was die Sukzession der mageren Standorte beschleunigt.